Piraten, Schatzkarten, Wracks, geheimnisvolle Inseln und abenteuerliche Geschichten über die "Raubritter der Meere" ...
Obwohl ich kein Kind der Küste bin, hat meine Faszination für Segelschiffe und nautische Karten ihren Ursprung in früher Kindheit, entfacht von einem Gemälde der <Seeadler>, dem bewaffneten Segelschiff des sagenumwobenen "Seeteufels" Felix Graf Luckner.
Columbus und die <Santa Maria>, Francis Drakes <Golden Hind>, Martens <Zephir>, Surcoufs <Confiance> und viele andere speisten meine Begeisterung weiter.
Kein Stück Papier, kein Schulhefter, kein Löschblatt war während der Schulzeit fortan vor mir sicher. Mit einer an Besessenheit grenzenden Begeisterung ließ ich Koggen, Karavellen, Galeonen, Fregatten und Linienschiffe auf stürmischem Meer segeln, kämpfen und auf Schatzsuche in verborgenen Buchten ankern. Manche endeten als Wrack an Sandbänken oder gefährlichen Riffen.
Ich danke meinen damaligen Lehrern noch heute von ganzem Herzen, daß sie mich während des Unterrichts in der sächsischen Provinz nach langjährigem Widerstand dann doch gewähren ließen.
Es war eine spätere glückliche Fügung um die Jahrtausendwende, die mich die erste Menschenskarte zeichnen ließ, nachdem ich in den Farbverläufen eines meiner in Acryl ausgeführten weiblichen Akte topografische Strukturen wahrnahm.
Es sollten allerdings noch rund 10 Jahre voller Versuche, Irrwege und Sackgassen vergehen, bis ich die Möglichkeiten der Menschenskarte so weit verstehen und entwickeln konnte, daß auch ein gestandener Kapitän zur See und nautischer Offizier meinen Küstenverläufen und Untiefen in den Gesichtern und Körpern eine authentische Ausprägung attestierte.
Seit dem wurde die Zeichen- und Formensprache der nautischen Karte für mich mehr und mehr zum perfekten, sehr individuellen Transportmittel favorisierter Themen und Inhalte.
Mit ihrer Kombination aus Topographie, Symbolik und Schrift ist sie der für mich ideale Weg, um immer wieder sozusagen Neuland zu entdecken und erfahrbar zu machen, mit den viefältigen Möglichkeiten der Transformation erotischer Motive und der Erschaffung ungewohnter, entzückender bis verstörender Wahrnehmungen.
Dabei kann eben diese Wahrnehmung mit der Annäherung an das Bild sich ändern. Details werden sichtbar, das Motiv verschwimmt, seine bildgebenden Struckturen werden als Elemente der Kartenebene erkennbar. Und das Eintauchen in die thematische Ebene eröffnet eine weitere Dimension ... Ein Echo des Gedachten und Erlebten lässt sich lesen. Neben Vertrautem findet sich Widersprüchliches. Es gibt Verweise und Zitate ebenso, wie sich Fragen stellen und die Neugier stimuliert wird.
Partiell finden sich Elemente einer Chronik, die immer auch Einiges über mich selbst preis gibt. Meine Playlist, die Weinauswahl während des Schaffens oder die verwendeten Utensilien können dabei ebenso auftauchen wie die to-do-list des nächsten Tages.
Daß im Laufe eines Entstehungsprozesses das Zurücktreten des anfänglichen Kalküls zugunsten spontaner, gar unbedachter Details stattfindet und wahrnehmbar ist, macht jedes Werk auch zu einem Stimmungsbild.
Bei den Zutaten experimentiere ich gern und verwende neben Tusche, Bleistift, Aquarell und Acry unter anderem Rotwein, Kaffee sowie Gewürze oder Düfte und vieles mehr. Dabei will ich keinesfalls als Künstler gelten, sondern bleibe ein Alchemist, den das Suchen und Entdecken fasziniert, so wie es in meinen Karten erlebbar ist.
Dabei wünsche ich viel Vergnügen!
Euer Bill