Als FREIHERR VON SORJE
legte er im Juni 2017 seine jüngste Produktion nach: "Bis ans Ende der Nahrungskette"
So viel sei vorweg gesagt: Das hat schon was! Leidenschaftliches Gitarrenspiel etwa, das seine musikalischen Einflüsse wie The Clash und die Stones ebensowenig leugnet wie seine Verwurzlung im Blues, inklusive eines erneut "sehr fabelhaften" Ausflugs in die Welt der Mariachis.
Heraus sticht zweifelsohne "Weiß ich schon", wie es so den "Blitz im Sonnenlicht" akkustisch erlebbar macht. "All Blues" und "Glücksdessert" markieren die beiden Enden des Album-Spektrums.
Solide arrangierte und umgesetzte Handarbeit hört man aber zu jeder Zeit. Überdies beweist Sorje ein glückliches Händchen bei der Auswahl der beteiligten Musiker. Daß die Mitkomponisten auch beim Einspielen im Studio am Werke waren, mag dazu beigetragen haben, daß sein jüngster Wurf ein Großer geworden ist und - bei allem Variantenreichtum - wie aus einem Guß wirkt. Das geht ohne Effekthascherei ab und kommt insgesamt etwas kraftvoller daher als auf dem Vorgänger "Albträumer". Harmonischer auch, weniger expressiv dafür, was manche bedauern dürften.
Wiederum durchweg auf Deutsch singend, lässt uns Sorje mit vertrauter, markanter Stimme ein Stück weit deutlicher teilhaben an seinen heiteren bis nihilistischen (Selbst-)Reflexionen, sarkastischen Analysen, seinen trefflich unscharfen Positions- und Kursbestimmungen; diesmal aber stärker durchdrungen von einem - nicht immer versöhnlichen doch stets sympathischen - Hedonismus. Der manifestiert sich recht deutlich bereits im Opener "Das Pläsier". Im treibenden "Das hat schon was" geht es gleich handfest zur Sache mit der Aufforderung "Mach auf den nächsten Knopf!". Daß eines der nächsten Stücke dann "Jetzt krieg ich das" heißt, war "vorherzuseh'n, das war vorherzuseh'n". Im Kontext klingt das dann allerdings wesentlich eleganter, als es hier zu vermitteln wäre.
Gekonnt teilt er sich in 12 Kapiteln mit, oft gewohnt metaphernreich und bisweilen kryptisch. Doch das Entschlüsseln macht Spaß, wenn es beispielsweise im Song "8 von 10" um einen "Fingerhut voll Galaxie" geht oder um das "Ende der Nahrungskette", die titelgebende Zeile des Albums. Um deutlichere Worte ist er ja dennoch nicht verlegen. Um Worte, die provozieren, die vor allem aber von einem wachen Geist künden, von einer wohltuend klaren Sicht auf das Mensch- und auf das Mann-Sein. Damit anzuecken, wird billigend in Kauf genommen und ein "Ich kann schon mal verlieren aber nicht nur existieren" kauft man ihm ohne Weiteres ab.
Daß Sorje nie gefällig sein will, gefällt. Und verführt zum Immerwiederhören. Es ließe sich noch viel sagen über dieses Album, überwiegend Gutes. Eine Compilation voller Leckerbissen allemal, für Bauch, Kopf und Herz. Bei aller Befangenheit: Ich denke, man sieht sich, am Ende der Nahrungskette.
Bill d'Amacha, Juni 2017
Die 101 Unikate der Privatausgabe . Edition 1 beinhalten die Zeichnung von Bill d'Amacha "Still haunted by a smile II" als Poster 70 x 100 cm, mit den Text-Motiven des Freiherren. CD und Cover zeigen den stählernen Hai des Eisengrafen. Alles zusammen kommt verpackt in einem schicken Couvert daher, dessen Vorderseite ein Ausschnitt des Posters ziert. Auf der Rückseite finden sich alle Texte.
In der nächsten Auflage wird dann auf dem Cover wohl auch der Titel 6 ("Das hat schon was") den Musikern und dem Studio korrekt zugeordnet sein: Mit nur einem # ...